China ist 2023 zum zweitgrössten Kunstmarkt weltweit aufgestiegen. Schlägt wegen der Wirtschaftskrise im Land die Stimmung um? Der Schweizer Asien-Spezialist Urs Meile sagt, weshalb in diesen Tagen an der Art Basel Hongkong ein ganz anderes Bild zu sehen sein wird.

Auch an der Art Basel Honkong ist Corona nun definitiv Geschichte. Mit 242 Galerien aus 40 Ländern kehrt die renommierte internationale Kunstmesse (28. – 30. März) auf den Umfang vor der Pandemie zurück. Wieder mit von der Partie sind unter anderem so namhafte Namen wie Galerie Lelong&Co. aus Frankreich, Galleria d'Arte Maggiore G.A.M. aus Italien, Kurimanzutto aus Mexiko und Experimenter aus Indien; die Liste der Rückkehrer umfasst insgesamt 69 Galerien.

Interessant wird sein, wie sich dies auf die Umsätze auswirkt. Bislang zeigte der chinesische Kunstmarkt keine Anzeichen von Schwäche. Im Gegenteil: 2023 mauserte er sich gemäss dem Global Art Markt Report 2024 von Art Basel und der Grossbank UBS mit einem Gesamtumsatz von 12,2 Milliarden Dollar (+ 9 Prozent) zum weltweit zweitgrössten und verdrängte Grossbritannien auf Platz drei (10,9 Milliarden Dollar, -8 Prozent), wie finews.ch berichtete.

Und dies trotz einigen Flops, darunter die enttäuschende Auktion des Long Museum bei Sotheby's in Hongkong. Ungeschlagen an der Spitze bleibt der US-Markt. Zwar musste auch er Federn lassen: Der Gesamtumsatz von 27,2 Milliarden Dollar bedeutete ein Minus von 10 Prozent.

Auch hohe Jugendarbeitslosigkeit macht China zu schaffen

Ein Wachstum weist letztlich nur China auf. Doch auch hier machte sich eine Abkühlung im zweiten Halbjahr bemerkbar. Die Immobilienkrise macht dem Land nach wie vor zu schaffen genauso wie die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Hat der Aufwärtstrend also ein Ende? Der Schweizer Galerist Urs Meile (Bild unten) verneint dies. «Die Stimmung in China ist viel besser als im Westen», sagt er.

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Urs Meile (Bild: pd)

Meile war neben dem ehemaligen Schweizer Botschafter Uli Sigg einer der, der sich für zeitgenössische chinesische Kunst zu interessieren begann. Meile, der Ausstellungsräume in Luzern, Zürich und Ardez im Engadin verfügt, zählte auch zu den ersten, die eine eigene Galerie in Peking eröffneten. Heute macht der asiatische Markt bei der Galerie Meile rund 60 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Der Hunger der Chinesen nach Kunst ist nicht gestillt

Gemessen an der Gesamtbevölkerung sei der Anteil jener, die sich für zeitgenössische Kunst interessieren würde, marginal, sagt Meile. «Aber diese Personen verfügen nach wie vor über eine gute Finanzlage», sagt er. Aus diesem Grund geht er davon aus, dass der Markt sich auch heuer robust zeigen wird.

«Die Exploits, wie wir sie in den vergangenen Jahren immer wieder erleben konnten, sind in dem Ausmass Vergangenheit, aber der Hunger, eigene Werke zu besitzen, ist nach wie vor gross», sagt er. Und noch ein Punkt ist laut Meile entscheidend: «Der Kunstmarkt emanzipiert sich immer stärker und reagiert immer weniger auf die Entwicklungen an den Finanzmärkten.»