Bitcoin ist zu einer Projektion für eine Vielzahl an Erwartungen geworden, die niemals alle erfüllt werden. Interessant ist die Bitcoin-Saga für finews.first-Autor Peter Hody in einer Frage: Was tun die Banken?


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.


Bitcoin macht derzeit Geschichte: Die Ur-Kryptowährung ist die Anlage mit dem steilsten Wertanstieg der Dekade. Nebenbei ist Bitcoin auch das von einer finews.ch-Jury erkorene Finanzwort des Jahres 2017. Ob Bitcoin nur ein Eintrag in den Geschichtsbüchern – oder zeitgemässer auf Wikipedia – bleibt oder den Beginn der Revolution des Geldsystems markiert und dereinst den Dollar als führende Weltwährung ablöst, steht auf einem anderen Blatt. Es ist die Frage, die derzeit niemand beantworten kann.

Der unglaubliche Hype um Bitcoin trägt alle Charakteristika einer Mythologisierung; allein schon wegen des bis heute anonym gebliebenen Erfinders mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto. Denn dieser Hype ist getragen von einer extremen Polarisierung zweier Lager.

In den Schwarz-Weiss-Meinungen um die Kryptowährung bekämpfen sich ökonomische Vernunft und systemablehnende Emotionalität. Das liefert täglichen Stoff für ein Phänomen, das relativ gesehen noch völlig bedeutungslos ist. So aber ist Bitcoin zu einer Projektionsfläche von Erwartungen und Hoffnungen geworden, die unmöglich erfüllt werden können – im positiven wie im negativen Sinn.

«Prognosen für einen anhaltenden Wertanstieg sind nicht nur Hirngespinste»

Ob Bitcoin nun die Welt verändern wird oder als grösster Finanzbetrug aller Zeiten kläglich untergehen wird, ob der Wert der digitalen Währung auf Null fallen oder auf 1 Million Dollar steigen wird – der Fächer an Möglichkeiten und Szenarien ist weit offen, und dies macht Bitcoin auch so anziehend und spannend.

Die Prognosen eines anhaltenden Wertanstiegs von Bitcoin sind nicht als Hirngespinste abzutun. Der Boom um die Kryptowährung hat zu einem erheblichen Wachstum der Nutzer der Bitcoin-Netzwerkes geführt, was die weitere Verbreitung fördert. Peer-to-Peer-Netzwerke und -Bezahlsysteme sind im Vormarsch.

Mit einer weiteren Durchdringung der Smartphone-Nutzung wird die «Bank in der Hosentasche» zu einer globalen Realität mit Bitcoin als möglicher Transaktionswährung. Insbesondere Geldtransfers ins Ausland könnten durch Bitcoin ersetzt werden. Politische Unsicherheiten und vor allem das Misstrauen gegenüber Geldpolitik und Zentralbanken werden dem Bitcoin weiterhin zuträglich sein.

«Trotz seiner Mängel macht Bitcoin die etablierte Finanzwelt extrem nervös»

Die Argumente für einen massiven Wertzerfall und das Scheitern des Bitcoin sind bekannt: Extrem hoher Energieverbrauch für das Bitcoin-Netzwerk, hohe Transaktionskosten und tiefe Transaktionsgeschwindigkeit machen die Kryptowährung eigentlich ungeeignet, um Fiat-Geld zu ersetzen. Und doch macht Bitcoin die etablierte und regulierte Finanzwelt extrem nervös, was sich in einem Tenor der Ablehnung äussert, der bisweilen genauso irrational anmutet, wie die Weltrevolutionsträume von Bitcoin-Anarchisten.

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