Im landschaftlich spektakulären Oberengadin buhlen unzählige Restaurants um Kundschaft. finews.ch-Weinredaktor Peter Keller hat in dieser Region sowie in den Orten Celerina, Sils und Pontresina fünf Lokale gefunden, die mit attraktiven Weinkarten aufwarten.

In Sachen Hotels, Gaststätten und Pistenbeizen hat das Oberengadin viel zu bieten. Liebhaber von Gourmet-Restaurants werden ebenso fündig wie jene, die ein gemütliches Fondue oder Raclette vorziehen.

Aber wo gibt es originelle Weinkarten, die den Önophilen zum Entzücken bringen? Wir haben nach Weinkarten in besonderen Restaurants gesucht, die nicht einfach berühmte Namen aufführen, sondern vielmehr mit originellen Geheimtipps die entdeckungsfreudige Geniesserin ansprechen. Das ist unsere Selektion von fünf Orten, wo Wein zelebriert wird.

1. Restaurant Uondas im Hotel Chesa Rosatsch, Celerina

Hatecke 555

Das sympathische 4-Sterne-Hotel, direkt am Inn gelegen, verfügt über drei hauseigene Restaurants. Fleischliebhaber dürfen das Uondas nicht verpassen, wo beispielsweise am Knochen gereiftes Fleisch der Kult-Metzgerei Hatecke (Bild oben) serviert wird. Dazu passt ein feiner Tropfen aus der gut kuratierten Weinkarte. Mit gut 200 Positionen, inklusive Raritäten, ist sie übersichtlich und enthält für Weinliebhaber einige Trouvaillen bereit, etwa aus Graubünden.

Wer hat schon einmal von den Winzern Heinz Däscher oder Uwe Schneider gehört? Oder vom Weingut Abraham aus dem Südtirol? Überhaupt kommen zahlreiche Weine aus sogenannten Cool-Climate-Anbaugebieten. Generell bilden die Schweiz, Italien und Frankreich die Schwerpunkte der Karte. Die Preise sind gastfreundlich kalkuliert. Wer mehr auf bekannte Namen steht, fährt mit dem Cru Bourgeois Château Poujeaux 2012 für faire 92 Franken gut.

2. Restaurant im Hotel Chesa Randolina, Sils

Chesa Randolina 555

Das 3-Sterne-Superior-Haus wartet mit einer aussergewöhnlichen Weinkarte auf, die das Herz jedes Weinliebhabers höherschlagen lässt. Er hat die Wahl unter rund 450 verschiedenen Crus, namentlich aus der Schweiz, Frankreich und Italien. Aber auch Länder wie Spanien, Portugal, Österreich oder Argentinien sind vertreten. Aufgeführt sind nicht einfach die grossen Namen, sondern oft auch kleinere Betriebe, die eigenständige Gewächse produzieren.

Auffällig sind die fair kalkulierten Preise. So kann man etwa den gefragten Pinot noir 2016 von Thomas Studach aus Malans für mehr als korrekte 125 Franken geniessen. Den Gevrey-Chambertin der grossartigen Burgunder-Domaine Jean-Marc Millot gibt es für 98 Franken. Wer auf Nebbiolo steht, kommt am Grumello Riserva Sant’Antonio 2016 des Guts AR PE PE aus dem Veltin nicht vorbei; für 98 Franken.

Die Raritätenkarte enthält spektakuläre Raritäten, etwa den Bordeaux Château Montrose 2001 aus dem St. Estèphe. Für 160 Franken ein Schnäppchen! Glasweise bietet die Chesa Randolina rund 20 Tropfen an. Dazu zahlreiche Flaschen in Grossformaten.

3. Weinbar Gianottis, Pontresina

gianottis 555

Direkt an der Hauptstrasse in Pontresina liegt dieses trendige Lokal. Man verfehlt es nicht und darf es bei einem Aufenthalt nicht verpassen. Einerseits wegen des schmackhaften Essens (das beste Trockenfleisch ever), andererseits wegen der überragenden Weinkarte, die gut 300 Positionen umfasst. Da werden nicht einfach phantasielos bekannte Namen aneinandergereiht, sondern Weingüter berücksichtigt, die charaktervolle, originelle Gewächse produzieren. Beispiele gefällig?

In Sachen weiss der Burgunder Vézelay «Champs Cervin 2020 der aufstrebenden Domaine Camille Thieriet (105 Franken), in Sachen rot der hauseigene Gianottis Sforzato 2011 von Nino Negri aus dem Valtellina, jetzt in perfekter Reife und bei unserem Besuch zur Degustation ausgeschenkt. Den 2018er gibt es glasweise für 11 Franken. Da Gianottis auch eine Zuckerbäckerei ist, lohnen sich zum Kaffee die Pralinen.

4. Restaurant White Marmot, Corviglia, St. Moritz

white marmot 555

Auf den Oberengadiner Pisten zählt das auf 2'468 Meter über Meer gelegene White Marmot an der Bergstation Corviglia zu den besten Restaurants. Es bekam 2017 ein neues, frisches Design. Geblieben ist die spektakuläre Aussicht. Man will indessen nicht nur teure und luxuriöse Speisen wie Kaviar, Trüffel und Entenleber anbieten, sondern fährt bewusst ein breiteres Angebot. Klar, alles ist nicht ganz günstig, aber der Artischockensalat oder der Tagesfisch in der Salzkruste sind grossartig und ein kulinarisches Erlebnis. Da darf das Weingebot nicht zurückbleiben.

Rund 500 verschiedene Weine machen die Wahl zur Qual. Champagner darf nicht fehlen. Viel verlangt werden auch Schweizer Gewächse, Bordeaux-Ikonen und italienische Crus. Eine elegante, frische Alternative ist der weisse Burgunder Mâcon Villages 2021 des Château de Fuissé, der glasweise für 12.30 Franken ausgeschenkt wird. Zahlbar sind auch Château Phélan-Ségur 2016 aus dem Bordeaux (115 Franken) oder der gelungene Chianti Classico Vigna del Sorbo Gran Selezione 2020 der Azienda Fontodi aus der Toskana (118 Franken).

5. Restaurant Alpetta, Corvatsch

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Eine gemütliche Beiz ist das Restaurant Alpetta im Gebiet Corvatsch – bei Sonnenschein mit schöner Terrasse. Grilladen gehören zu den Rennern in kulinarischer Hinsicht. Auch wer einem guten Glas als Begleitung nicht abgeneigt ist, wird fündig. Die Karte ist nach dem Motto «Klein, aber fein» aufgebaut.

Unter den gut 50 verschiedenen Positionen aus traditionellen Ländern wie der Schweiz, Frankreich, Italien und Österreich ist beispielsweise der Sauvignon blanc Winkl der Südtiroler Genossenschaft Cantina Terlan eine vorzügliche Wahl (65 Franken). In Sachen rot bleibt man am besten in der Schweiz, etwa dem exzellenten Pinot noir Spondis des Weinguts Hansruedi Adank aus Fläsch in der Bündner Herrschaft für 101 Franken. Aus Frankreich ist der bewährte Château Batailley aus der Bordeaux-Appellation Pauillac erste Wahl (132 Franken). Kleiner Schönheitsfehler: Es fehlen die Jahrgangsangaben der Weine.


  • (alle Bilder: zvg)