Die Kursentwicklung der UBS-Aktie über die vergangenen zwölf Monate gehört zu den grössten positiven Überraschungen an der Schweizer Börse. Doch die Freude könnte schon bald getrübt werden – und der Bundesrat wäre daran nicht ganz unschuldig.

Sowohl über zwölf als auch über sechs Monate hat die UBS-Aktie ausserordentlich viele Anlegerinnen und Anleger überrascht. Denn der Titel legte auf lange wie auf mittlere Sicht unerwartet stark zu. Innert Jahresfrist sind es mehr als 60 Prozent; seit Oktober um rund 30 Prozent.

Das ist erstaunlich, weil das Kerngeschäft der grössten Schweizer Bank – die Vermögensverwaltung im In- und Ausland – verbunden mit einer Investmentbank, die «Zuliefer-Funktionen» übernimmt, hinlänglich bekannt ist. Und mit der vor einem Jahr staatlich verordneten Übernahme der strauchelnden Erzrivalin Credit Suisse (CS) hat sich die UBS noch zusätzliche Risiken aufbürden müssen.

Aufgekratzte Stimmung

Woher rührt also das Interesse oder die Kursfantasie an der UBS-Aktie? Sicherlich konnte die Bank ihre Marktstellung mit Hilfe der integrierten CS im In- und Ausland massiv ausbauen. Zweitens stieg mit der schwedischen Firma Cevian eine aktivistische Investorin ein, die alles daransetzen wird, den Kurs –was ihr Ziel ist – auf 50 Franken zu treiben (aktuell 28 Franken). Drittens ist es dem UBS-Management bislang gut gelungen, die Einverleibung der einstigen Konkurrentin zu organisieren.

Dass nun diverse Finanzanalysten, wie zuletzt am (gestrigen) Montag die Royal Bank of Canada (RBC), Kaufempfehlungen fast schon wie am Laufband ausgeben, stimuliert den Kurs zusätzlich. Doch die aufgekratzte Stimmung könnte bald ein jähes Ende finden, wie Investorenkreise befürchten.

Verschärfte Eigenmittelausstatung – höhere Liquidität

Der Grund dafür ist der Bericht des Bundesrats zu den systemrelevanten Banken (Too-big-to-fail, TBTF), der nach Ostern publiziert werden soll. Das genaue Datum ist noch offen. Aber Fachleute rechnen damit, dass es der 10. April oder spätestens der 17. April 2024 sein wird. Mittwochs findet jeweils die wöchentliche Sitzung des Bundesrats statt.

Mit seinem TBTF-Bericht liefert der Bundesrat seine Einschätzung zum CS-Debakel im vergangenen Jahr, insbesondere vor dem Hintergrund der Existenz systemrelevanter Finanzinstitute hierzulande. Wie schon im Nachgang zur globalen Finanzkrise von 2008 und der damaligen Rettung der UBS mit Staatsgeldern laufen die Vorstellungen auch diesmal auf schärfere (Eigen-)Kapitalanforderungen und höhere Liquidität hinaus.

Gelegenheit für Gewinnmitnahmen

Dies sorgt für Nervosität unter Anlegerinnen und Anlegern. Denn wenn sich die Definition von Kapital respektive der Kernkapitalquote (CET1) gesetzlich verschärft, reduziert sich zwangsläufig der für Gewinnausschüttungen vorgesehene freie Cashflow.

Diese Einsicht haben bereits einige angelsächsische Finanzanalysten vorweggenommen. Sie warnen vor einer «negativen Überraschung». Die jüngsten und sehr starken Kursavancen der UBS-Aktien seit Februar könnten zusätzlich einige Anlegerinnen und Anleger zu Gewinnmitnahmen verleiten, was den Kurs weiter drücken würde.

Ohne überbordenede Kursfantasien

Damit wäre die UBS möglicherweise wieder «fairer» bewertet, ohne überbordenden Kursfantasien, die auf Dauer nie nachhaltig sind. Die grösste Bank der Schweiz hätte es dann wieder selbst in der Hand, den Beweis zu liefern, die beste und grösste Vermögensverwalterin der Welt zu sein und im Heimmarkt als erste Adresse zu gelten – langfristig.

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