Eine neue Biografie über seinen Aufstieg und Bridgewater Associates erzürnt die Wallstreet-Ikone Ray Dalio. Der Stoff ist so brisant, dass er sogar in Hollywood verfilmt werden könnte.

Hedgefonds sind für die meisten Anleger eine Blackbox. Viele Gerüchte ranken sich um die meist öffentlichkeitsscheuen Investment-Gurus, welche die Fonds führen. Die einen nennen die Star-Hedgefondsmanager ehrfürchtig «Masters of the Universe», die anderen abfällig «Heuschrecken».

Vor allem die Anlagetaktik von Ray Dalio war selbst bei Bridgewater Associates stets ein gut gehütetes Geheimnis. Eine neue Biografie, die in diesen Tagen erschienen ist, lüftet nun manche Geheimnisse um die Wallstreet-Ikone und gibt Einblicke in den Arbeitsalltag beim weltgrössten Hedgefonds.

Verstörende Enthüllungen

Rob Copeland, ein Journalist der US-Zeitung «New York Times», beschreibt Dalio in seinem Buch «The Fund: Ray Dalio, Bridgewater Associates, and the Unraveling of a Wall Street Legend» als egomanischen Personenkultführer mit Hang zu Grausamkeit und toxischem Verhalten. Er stützt sich dabei auf Interviews mit Hunderten von Personen aus Dalios Umfeld.

Seit der Gründung von Bridgewater vor fast 50 Jahren ist Dalio zu einem der reichsten Investoren der Welt aufgestiegen. Das US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» schätzt sein Nettovermögen auf rund 20 Milliarden Dollar. Dem Starinvestor wird zugeschrieben, die Finanzkrise 2008 vorhergesehen und davon kräftig profitiert zu haben.

Heute ist Bridgewater mit einem verwalteten Vermögen von rund 125 Milliarden Dollar ein Koloss der Investmentbranche.

«Klatsch und Tratsch»

Unter Dalios Führung, schreibt Copeland allerdings, seien auch sexuelle Belästigung unter den Teppich gekehrt und Mitarbeitende willkürlich entlassen worden. Er zeichnet auch das Bild einer von Angst und Paranoia beherrschten Organisation. Kein Wunder, dass Dalios Anwälte versuchten, die Veröffentlichung des Buches zu verhindern.

Während die US-Medienlandschaft das «explosive» Werk überwiegend lobte, kritisierte der Hedgefonds-Gigant selber den Band in einem Linkedin-Post scharf als «ein weiteres dieser sensationslüsternen und ungenauen Boulevard-Bücher, die geschrieben wurden, um Bücher an Leute zu verkaufen, die Klatsch und Tratsch mögen».

Hedgefonds-Star schlägt zurück

Der Multimilliardär fügte hinzu, Copeland habe sich früher um einen Job bei Bridgewater beworben und sei abgelehnt worden. Im Anschluss sei er ein Journalist geworden, der «eine Karriere damit gemacht hat, verzerrte Geschichten über mich und Bridgewater zu schreiben».

Die Bewerbungen gibt der Autor am Ende der Biografie zu. Beim ersten Mal stand er noch am Anfang seiner Karriere und bewarb sich gleichzeitig auf zahlreiche andere Stellen; beim zweiten Mal, etwa zwei Jahre später, meldete sich zwar ein Personalverantwortlicher bei ihm, aber er zog sich auf halbem Wege aus dem Bewerbungsverfahren zurück.

«Dieses Buch», wetterte Dalio auf Linkedin weiter, «ist ein Zeichen für die Zeiten, in denen schlechter Journalismus eher eine Fiktion als eine Quelle der Wahrheit ist». Ähnlich hatte sich der Investment-Guru bereits in der Vergangenheit über Copeland und dessen unvorteilhafte Berichterstattung geäussert.

Stoff für eine Verfilmung?

Dabei ist Copeland ein preisgekrönter Enthüllungsjournalist der «New York Times», der zuvor zehn Jahre lang für das renommierte «Wall Street Journal» über Hedgefonds berichtet sowie für das Branchenportal «Institutional Investor» gearbeitet hatte.

«The Fund», so loben viele Rezensenten, ist eine fesselnde Lektüre mit einer Fülle schockierender Anekdoten – so sehr, dass die Streamingsparte des Onlinenhandel-Riesen Amazon bereits die Filmrechte erworben hat, wie die Zeitung «New York Post» berichtet.