Martin Gut hat Blackrock in der Schweiz gross gemacht – und schied 2014 sang- und klanglos als Länderchef des Fondsriesen aus. Nun gibt er ein Comeback, fängt aber ganz klein wieder an.

Martin Gut kehrt zu seinen Wurzeln zurück: Nach einem mehrjährigen «Ausflug» ins Immobiliengeschäft bei Swiss Prime Site (SPS) hat der Bündner den Posten als Schweiz-Chef des amerikanischen Asset Managers Muzinich & Co. übernommen. Gut werde für die Betreuung der institutionellen und Wholesale-Bereiche in der Schweiz tätig sein, hiess es in einer Mitteilung vom Dienstag. Er ersetzt Daniel Perroud, der seit vergangenem Juli beim Mikrofinanz-Asset-Manager Blueorchard tätig ist.

Vom Länderchef bei Blackrock zu Muzinich – das ist, wie wenn ein Pilot vom Cockpit eines Jumbos in jenes einer zweimotorigen Cessna wechseln würde. Blackrock ist mit deutlich über 6 Billionen Dollar verwalteten Vermögen der grösste Vermögensverwalter der Welt und in der Schweiz mit Kundengeldern im dreistelligen Milliardenbereich der grösste ausländische Asset Manager.

Leitung eines fünfköpfigen Teams

Muzinich & Co., der auf Unternehmensanleihen spezialisiert ist, verwaltet derweil weltweit gerade mal 33,5 Milliarden Dollar – in der Schweiz liegen die verwalteten Vermögen im tiefen einstelligen Milliardenbereich.

Bei Muzinich führt der 54-Jährige ein fünfköpfiges Team und wird sich auf die Stärkung des Vertriebs und die Erhöhung der Kundenzahl konzentrieren. Er freue sich darauf, in den kommenden Jahren «mit den Kunden an Lösungen für Unternehmenskredite zu arbeiten», sagte Gut. Das klingt zurückhaltender als auch schon.

Blackrock in der Schweiz gross gemacht

Bei Blackrock lautete sein Auftrag: Den Asset Manager in der Schweiz aus der zweiten Klasse in die oberste Etage führen. Gut machte sich an die Arbeit: Unter ihm kaufte Blackrock im Jahr 2012 das Private-Equity-Geschäft von Swiss Re und zu Beginn 2013 das ETF-Geschäft der Credit Suisse. Die Anzahl Mitarbeiter verdreifachte sich und stieg in der Folge auf deutlich über 100 an.

Gut verstand es dabei, mit einer offenen und jovialen Art ein schlagkräftiges Team zusammenzustellen, das mit der geballten Kraft der Produktemaschine von Blackrock im Rücken zu einer dominanten Kraft in der Schweiz wurde.

Umzug an die Bahnhofstrasse – dann weg

Um die Ambitionen zu unterstreichen, bezog Blackrock im Herbst 2014 gleich mehrere Stockwerke in einem feinen Geschäftshaus an der Zürcher Bahnhofstrasse, wo früher auch die UBS Büros hatte. Zum Einzug lud Gut auch die Medien ein, denen er dann – im Beisein seines Chefs und früheren Swiss-Re-Manns David Blumer – die weiteren ambitionierten Wachstumspläne darlegte.

Nur zwei Monate später orientierte Europachef Blumer die Belegschaft über den Abgang Guts. Dieser war quasi übers Wochenende von seinem Chefposten entfernt worden. Die Gründe für diesen abrupten Entscheid waren nie öffentlich gemacht worden.

Die Leine war ihm zu kurz

Wie es damals in der Branche hiess, soll Gut seinen Spielraum als Länderchef zu sehr ausgenützt und mehr Eigenständigkeit gefordert haben, was bei Blackrock nicht gut ankam. Der Asset Manager ist für seine strenge Hierarchie und straffe Organisation bekannt und hält seine Länderchefs eher an der kurzen Leine.

Dass Gut, der schon vor seiner dreijährigen Tätigkeit bei Blackrock über zwei Jahrenzehnte im Anlagegeschäft bei der Credit Suisse und bei der UBS tätig gewesen war, nun den Neueinstieg im Asset Management auf einem deutlich tieferen Niveau macht, ist Zeichen für seine zupackende Art.

Mit Muzinich & Co. wird er im Schweizer Asset-Management-Mark sicher nicht die Wirkung erzielen wie seinerzeit bei Blackrock. Vielmehr wird Gut sein eigenes Netzwerk nutzen müssen, um Muzinich zu geplanten Wachstum zu verhelfen. Immerhin: Auch für Muzinich ist die Schweiz ein Schlüsselmarkt. Gelingt es Gut, das Geschäft auszubauen, wird er auch seine Belegschaft vergrössern können.

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