Nach der UBS hat nun auch die Zürcher Privatbank Julius Bär historisch hohe Gewinne vermeldet. Doch der Blick in die Zukunft ist für die Branche weit weniger erbaulich.

Der höchste Vorsteuergewinn seit dem Jahr 2006 bei der UBS, bei der Privatbank Julius Bär gar das beste Ergebnis aller Zeiten: In nur zwei Tagen haben zwei Schweizer Bluechip-Banken Zahlen der Superlative präsentiert. «UBS ist besser denn je aufgestellt», blickte Bankchef Ralph Hamers am vergangenen Dienstag auf das abgelaufene Jahr zurück. 

Hingegen ist in der Meldung zum UBS-Ergebnis der traditionelle Ausblick auf die kommenden Monate entfallen. Auch Julius-Bär-CEO Philipp Rickenbacher wurde in der Medienmitteilung vom (gestrigen) Mittwoch nicht zur Geschäftslage der kommenden Monate zitiert.

Schwächere Aktivitäten

Umso interessanter ist da, was vom Top-Management der UBS im Umfeld der Resultate zu vernehmen war. Mit Blick auf das begonnene Jahr 2022 drohe vorläufig eine Abschwächung der Geschäftsaktivitäten, hiess von dieser berufenen Stelle.

Tatsächlich geht an den Märkten die Verunsicherung um. Angesichts politischer Risiken und der anstehenden Zinswende verabschieden sich die Investoren von riskanten Anlagen. Das muss für die Privatbanken nicht schlecht sein, wie sich bereits nach dem Corona-Crash vom März 2020 zeigte. Der Absturz der Börsen erwies sich wegen des enormen Handelsaufkommens für die Häuser als äusserst lukrativ.

Schwierig würde es, wenn sich die reiche Kundschaft auf die Seitenlinie zurückzieht und die Institute hauptsächlich als Geldtresor verwendet. Damit kehrte die Branche zum Vor-Coronakrisen-Modus zuzrück.

Mehr Volumen, mehr Handel

Denn dies zeigen die beiden Abschlüsse sehr deutlich: Im Jahr 2021 profitierten UBS wie Julius Bär von massiv gestiegenen Volumen sowie der regen Handelstätigkeit. Im Kerngeschäft mit der Globalen Vermögensverwaltung (GWM) belief sich allein das Netto-Neugeld in Mandaten auf rund 107 Milliarden Dollar. Die verwalteten Vermögen nahmen in der Sparte um 10 Prozent auf 3,3 Billionen Dollar zu.

Die «Bären» holten 20 Milliarden Franken Neugeld und steigern die verwalteten Vermögen um 11 Prozent auf 482 Milliarden Franken. Dies erwies sich beidenorts als Basis für die Gewinnkraft, wobei Julius Bär aufgrund der Geldschwemme eine leichte Erosion der Bruttomarge hinnehmen musste.

Ende der Fahnenstange?

Doch was geschieht, sollte die Vermögens-Flut demnächst aussetzen? Julius Bär konnte trotz sprudelnder Gebühren das Kosten-Ertrags-Verhältnis (CIR) von 66,4 Prozent im Jahr 2020 auf 63,8 Prozent verbessern; bei der UBS-Vermögensverwaltung waren bei der CIR nur eine Verbesserung um 0,5 Prozentpunkte drin. Mit anderen Worten: Die Kosten sind nicht rasant gesenkt worden.

Sinnigerweise hat die UBS bei der Bekanntgabe neuer Finanzziele jenes für den GWM-Vorsteuergewinns mit 10 bis 15 Prozent dort belassen, wo es war. Das liesse sich denn auch als das Ende der Fahnenstange bei der Gewinnkraft der Superdivision interpretieren.

Gewinn mit beiden Händen verteilen

Derweil hat die Führung bei beiden Instituten nach den jüngsten Erfolgen begonnen, das Geld mit beiden Händen zu verteilen. Mit Boni bedacht werden die eigenen Mannschaften, mit erhöhten Ausschüttungen und Rückkaufprogrammen die Aktionäre. Die UBS will die Dividende von 37 auf 50 Cent steigern. Zudem sollen dieses Jahr ganze 5 Milliarden Dollar in Aktien-Rückkäufe investiert werden.

Julius Bär versprach derweil, bis 2023 eigene Aktien im Umfang von 400 Millionen Franken aufzukaufen. Zudem soll die Ausschüttung-Quote von 40 auf 50 Prozent des den Aktionären anrechenbaren Reingewinns gesteigert werden.

IT kostet immer mehr

Die Institute haben noch anderweitige Verpflichtungen, die einiges kosten. So setzt sich die Grossbank UBS zum Ziel, auch zukünftig rund 10 Prozent des Ertrags in Technologie zu investieren und die strategischen IT-Investitionen zu erhöhen. Auch bei Julius Bär stellte man fest, das die Ausgaben für IT in den letzten Jahren gestiegen sind. Zu den strategischen Prioritäten im Jahr 2022 zählt die Privatbank ausserdem, die Technologie-Plattformen zu erneuern und die Reichweite digitaler Instrumente zu vergrössern.

«Wir stehen erst am Anfang von dem, was wir erreichen können», erklärte UBS-Chef Hamers zu Wochenbeginn. Angesichts neuer Realitäten an den Finanzmärkten könnte jedoch die Wunschliste der Schweizer Private Banker drastisch gekürzt werden.

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